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Digitalisierung, Klima, Marktstress: FSB definiert Handlungsbedarf

In einem Schreiben an die Finanzminister:innen und Zentralbankgouverneur:innen des G20 vom 21. April 2025 zieht der FSB Bilanz über die bisherigen Fortschritte zur Stärkung der globalen Finanzstabilität und benennt zentrale Prioritäten für die Zukunft - insbesondere angesichts wachsender Unsicherheiten auf den Finanzmärkten, der Rolle nichtbanklicher Finanzintermediation, der Digitalisierung und klimabezogener Risiken.

Am 21. April 2025 wandte sich der Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board - FSB) mit einem Schreiben an die Finanzminister:innen und Zentrabankgouverneur:innen der G20-Staaten. Darin werden nicht nur die bisherigen Fortschritte zur Bewältigung globaler Herausforderungen für die Finanzstabilität zusammengefasst, sondern auch zentrale Handlungsfelder für die Zukunft skizziert.


Die Risikoperspektiven auf globaler Ebene haben sich zuletzt verschärft. Ursachen sind unter anderem zunehmende wirtschaftliche und handelspolitische Unsicherheiten. Die Finanzmärkte zeigten sich in den vergangenen Wochen durch deutliche Preisschwankungen und steigende Volatilität geprägt. Auch wenn die Märkte bislang geordnet funktionieren, ist es laut FSB entscheidend, dass Marktteilnehmer:innen und Aufsichtsbehörden wachsam bleiben.


Mehrere jüngste Episoden von Marktverwerfungen betrafen sowohl Banken als auch nichtbankliche Finanzintermediäre (Non-Bank Financial Intermediation - NBFI). Zugleich schreitet die Verschmelzung von Finanzwesen und Technologie rasant voran: Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz und Krypto-Assets werden zunehmend in das Finanzsystem integriert. Vor diesem Hintergrund bleibt der Klimawandel eine ständige Bedrohung mit potenziell gravierenden Auswirkungen auf das globale Finanzsystem.


Der FSB spielt eine Schlüsselrolle bei der Koordination internationaler Reaktionen, beim Informationsaustausch und bei der Entwicklung konsistenter Politikmaßnahmen. Ziel ist es, ein widerstandsfähiges Finanzsystem zu fördern, das wirtschaftliches Wachstum unterstützt und Krisen standhält.


Unter der Leitung der G20 hat der FSB bereits beachtliche Fortschritte erzielt, doch es bleibt viel zu tun. In seinem Schreiben hebt der FSB folgende Handlungsfelder als prioritäre Bereiche hervor:


  1. Finanzstabilität in turbulenten Zeiten sichern

    Die Bankenkrise im März 2023 und die pandemiebedingten Marktturbulenzen im März 2020 zeigen, wie schnell und unerwartet Schwachstellen im Finanzsystem angesichts exogener Schocks auftreten können. Diese Ereignisse unterstreichen die Bedeutung proaktiver Politikmaßnahmen, robuster Aufsicht und internationaler Zusammenarbeit.

    • Die Turbulenzen im März 2020 machten deutlich, wie notwendig eine Stärkung der Widerstandsfähigkeit des NBFI-Sektors ist. Damals mussten öffentliche Stellen eingreifen, um die Marktliquidität und die Kreditvergabe sicherzustellen - ein Vorgehen, das nicht nur öffentliche Mittel gefährdete, sondern auch moralische Risiken aufwarf. Der FSB hat daher ein umfassendes Arbeitsprogramm zur Verbesserung der Überwachung und Reduzierung systemischer Risiken im NBFI-Sektor aufgelegt.

    • Die Bankenkrise im März 2023 zeigte, dass eine konsequente Umsetzung international vereinbarter Reformen nötig ist, damit das Finanzsystem Schocks abfedern und nicht verstärken kann. Ein zentrales Beispiel ist die vollständige und kohärente Umsetzung der finalisierten Basel-III-Reformen ("Basel IV").


  2. Digitalisierung des Finanzsystems

    Die Digitalisierung hat das Finanzsystem tiefgreifend verändert - sowohl in Bezug auf den Zugang, als auch auf die Erbringung und Verwaltung von Finanzdienstleistungen. Der FSB konzentriert sich dabei auf:

    • Die Schaffung eiens tragfähigen aufsichtsrechtlichen Rahmens, der sowohl die Potenziale der Digitalisierung nutzt als auch Risiken begrenzt.

    • Die Unterstützung der Umsetzung global einheitlicher Standards für Krypto-Assets, mit dem Ziel eines koordinierten und konsistenten regulatorischen Vorgehens.


  3. Grenzüberschreitende Zahlungen

    Bereits 2020 hat der G20 eine Roadmap beschlossen, um grenzüberschreitende Zahlungen schneller, günstiger, transparenter und weltweit zugänglicher zu gestalten. Bislang haben sich diese Bemühungen jedoch kaum in konkreten Verbesserungen für Endnutzer:innen niedergeschlagen. Die ambitionierten Ziele der Roadmap bis 2027 scheinen unter den aktuellen Bedingungen schwer erreichbar.


    Hauptursachen sind strukturelle Probleme auf lokaler und regionaler Ebene sowie nicht vorhersehbare globale Entwicklungen. Der FSB wird sich daher voraussichtlich auch über 2027 hinaus intensiv mit diesen Herausforderungen befassen müssen.


  4. Klimabezogene Finanzrisiken

    Klimarisiken stellen Finanzinstitute vor erhebliche Herausforderungen. sowohl hinsichtlich der Risikosteuerung als auch bezüglich der Fähigkeit, Finanzdienstleistungen in bestimmten Sektoren und Regionen aufrechzuerhalten. Der FSB koordiniert internationale Maßnahmen über seine Klimaroadmap. In allen zentralen Bereichen werden Fortschritte erzielt.


    Ein analytischer Rahmen sowie ein Toolkit zur Bewertung klimabezogener Verwundbarkeiten ermöglichen es, Risiken besser zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu und geeignete Maßnahmen zu entwickeln. Diese Analysen sind auch Grundlage für die Gestaltung internationaler Offenlegungsstandards und für Maßnahmen zur Sicherung der Finanzstabilität im Kontext des Klimawandels.


  5. Überwachung der Umsetzung und Wirksamkeit von Reformen

    Politiken zu entwickeln reicht nicht aus - ihre konsequente Umsetzung ist essenziell. Nur so lässt sich Finanzstabilität in einem sich wandelnden Risikoumfeld gewährleisten und regulatorische Fragmentierung vermeiden. Auf Anregung der südafrikanischen G20-Präseidentschaft überprüft der FSB derzeit sein Monitoringkonzept. Ziel ist es, seine Fähigkeit zur Förderung und Überwachung der Umsetzung international vereinbarter Reformen weiter zu stärken.



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