EZB SREP 2025: Kapitalanforderungen für 2026 weitgehend stabil
- Erika Leitgeb
- 22. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 18. November 2025 die aggregierten Ergebnisse des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP) 2025 sowie die Aufsichtsprioritäten für die Jahre 2026 bis 2028 veröffentlicht. Dabei wurden 105 bedeutende Institute bewertet, die direkt der EZB-Aufsicht unterliegen.

Robuste Kapital- und Liquiditätsausstattung trotz Unsicherheiten
Die aggregierten Kennzahlen zeigen eine weiterhin robuste Verfassung des europäischen Bankensektors. Die durchschnittliche harte Kernkapitalquote (CET1) der beaufsichtigten Institute lag im zweiten Quartal 2025 bei 16,1% der risikogewichteten Aktiva. Die Gesamtkapitalquote erreichte 20,2%, die Leverage Ratio betrug 5,9% - allesamt Werte deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen.
Auch die Liquiditätspuffer blieben komfortabel:
Die aggregierte Liquiditätsdeckungsquote (LCR) lag bei 158% und damit deutlich über dem Mindestwert von 100%
Die strukturelle Liquiditätsquote (NSFR) blieb mit 127% stabil
Die Banken verfügen weiterhin über guten Zugang zu Refinanzierung sowohl im Retail- als auch im Wholesale-Bereich
Solide Rentabilität bei moderaten Risikozeichen
Die Profitabilität des Sektors blieb hoch: Die aggregierte annualisierte Eigenkapitalrendite (ROE) verbesserte sich von 9,5% im Schlussquartal 2024 auf 10,1% im zweiten Quartal 2025. Gestützt wurde diese Entwicklung durch das weiterhin positive Zinsergebnis sowie durch Gebühren und Provisionen.
Bei der Kreditqualität zeigt sich ein gemischtes Bild:
Die Quote notleidender Kredite (NPL-Quote) lag bei 1,9% und damit nahe historischer Tiefststände
Überdurchschnittlich hohe NPL-Quoten bestehen weiterhin bei Gewerbeimmobilienkrediten (4,6%) und KMU-Krediten (4,9%)
Der Anteil von Stufe-2-Krediten (Kredite mit signifikant gestiegenem Kreditrisiko) erhöhte sich leicht von 9,5% auf 9,6%
In einigen Ländern mit historisch niedrigen NPL-Quoten ist ein moderater Anstieg zu verzeichnen.
Kapitalanforderungen für 2026 weitgehend stabil
Die Gesamtkapitalanforderung und -empfehlung für hartes Kernkapital (CET1) bleibt 2026 mit 11,2% weitgehend unverändert. Dabei setzen sich die Anforderungen wie folgt zusammen:
Säule-1-Anforderung: 4,5%
Säule-2-Anforderung (P2R): durchschnittlich 1,2% (unverändert)
Kombinierte Kapitalpufferanforderungen: leicht gestiegen aufgrund höherer antizyklischer Kapitalpuffer in einigen Ländern
Säule-2-Empfehlung (P2G): 1,1% (Rückgang von 1,3%)
Der Rückgang von P2G basiert auf den Ergebnissen des EU-weiten Stresstests 2025, der zwar höhere Verluste prognostizierte, aber auch eine bessere Fähigkeit zur Verlustabsorption aufgrund höherer Gewinne feststellte.
Qualitative Maßnahen: Fokus auf Kreditrisiko und Governance
Die EZB hat rund 30% weniger neue qualitative Maßnahmen erlassen als im Vorjahr - ein Zeichen verstärkter Risikoorientierung und besserer Folgemaßnahmen durch die Banken. Die qualitativen Anforderungen konzentrierten sich auf:
Kreditrisiko: 40% (Überwachung und Verwaltung spezifischer Portfolios)
Interne Governance: 17% (Zusammensetzung der Leitungsorgane)
Angemessenheit der Eigenkapitalausstattung: 11% (Verbesserung des ICAAP-Rahmens)
Operationelles Risiko: 10% (IT-Notfallmanagement)
Der durchschnittliche SREP-Score verbesserte sich leicht von 2,6 auf 2,5. Allerdings verbleibt ein Viertel der Banken in den schwächsten Kategorien (Scorewerte 3 und 4).
Spezifische Zuschläge und Anforderungen
Bei bestimmten Instituten wurden spezielle Zuschläge verhängt:
Zehn Banken erhielten einen Zuschlag wegen unzureichender Risikovorsorge für NPL (Vorjahr: 18 Banken)
Sechs Banken erhielten einen Zuschlag für Leveraged Finance (Vorjahr: neun Banken)
14 Banken wurden P2R-Zuschläge zur Leverage Ratio auferlegt wegen erhöhtem Verschuldungsrisiko (Vorjahr: 13 Banken)
Fünf Banken erhielten eine unverbindliche P2G für die Leverage Ratio
Vier Banken wurden quantitative Liquiditätsmaßnahmen auferlegt
Der Rückgang bei den Zuschlägen zeigt, dass Banken Mängel erfolgreich behoben haben.
Aufsichtsprioritäten 2026 bis 2028
Die EZB hat zwei zentrale Prioritäten für die kommenden Jahre festgelegt:
Priorität 1: Resilienz gegenüber geopolitischen Risiken und makrofinanziellen Unsicherheiten
Die Banken müssen solide Kreditrichtlinien beibehalten, eines angemessene Kapitalisierung durch konsistente Umsetzung von CRR3 sicherstellen und klima- sowie naturbedingte Risiken umsichtig steuern.
Priorität 2: Stärkung der operationellen Resilienz und robuster IKT-Kapazitäten
Banken müssen über belastbare Rahmen für die Steuerung operationeller Risiken verfügen, Mängel in der Risikoberichterstattung und -datenaggregation beseitigen und zuverlässige Informationssysteme unterhalten.
Das operative Umfeld bleibt herausfordernd: erhöhte geopolitische Risiken, sich wandelnde Wettbewerbsstrukturen durch Digitalisierung und zunehmende Finanzdienstleistungen durch Nichtbanken erfordern vorausschauende Risikobewertungen und ausreichende Resilienz.
Aufsichtsreform: Effizienter und fokussierter
Die EZB hat ihren SREP-Prozess umfassend reformiert. Die finalen SREP-Beschlüsse gingen den Banken bereits Ende Oktober 2025 zu - mehr als einen Monat früher als in früheren Zyklen. Die Beschlüsse sind kürzer und konzentrieren sich auf wesentliche quantitative und qualitative Anforderungen, zentrale SREP-Ergebnisse und die wichtigsten aufsichtlichen Bedenken.
Ab 2026 wird eine tranpsarentere und vereinfachte Methodik zur Berechnung der P2R-Anforderungen angewandt. Zudem hat die EZB eine überarbeitete Methodik zur Beurteilung des bankinternen Prozesses zur Sicherstellung einer angemessenen Kapitalausstattung (ICAAP) veröffentlicht.
Quelle / Eckdaten
👉 Link zum Dokument | |
📅 Veröffentlichung | 18. November 2025 |
Art des Dokuments | Pressemitteilung mit aggregierten SREP-Ergebnissen |
Herausgeber | Europäische Zentralbank (EZB) - Bankenaufsicht |
⚖️ Rechtsgrundlage | Verordnung (EU) Nr. 1024/2013 (SSM-Verordnung), CRR/CRD IV (bzw. CRR3/CRD VI ab 1.1.2025) |
Adressaten | Bedeutende Institute unter direkter EZB-Aufsicht (105 Banken) |
✅ Status | Veröffentlichte aggregierte SREP-Ergebnisse; individuelle SREP-Beschlüsse bereits an Banken kommuniziert |



