Gute Praktiken zum Management von Intraday-Liquiditätsrisiken der EZB
- Erika Leitgeb
- 25. Nov. 2024
- 2 Min. Lesezeit
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Art des Dokuments | Good Practices |
Veröffentlichung | 13. November 2024 |
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im November 2024 eine thematische Überprüfung des Intraday-Liquiditätsmanagements durchgeführt, um angesichts jüngster Finanzmarkt-turbulenzen und der zunehmenden Bedeutung von Echtzeitüberweisungen Empfehlungen zu erarbeiten. Das Management von Intraday-Liquiditätsrisiken gewinnt insbesondere durch Entwicklungen wie Instant Payments und kürzere Abwicklungszyklen immer mehr an Bedeutung.
Die folgenden Schlüsselpraktiken bieten Banken eine Orientierung zur Gestaltung ihres eigenen Intraday-Liquiditätsmanagements und dienen als Ausgangspunkt für die Aufsicht:
1. Rahmenwerk für Risikomanagement
Ein gut definiertes Rahmenwerk ist essenziell, um Intraday-Liquiditätsrisiken effektiv zu steuern. Es soll alle relevanten Treiber umfassen, klar dokumentiert sein und durch ausreichende Ressourcen gestützt werden. Die Definition von Intraday-Liquidität muss sich von der klassischen End-of-Day-Liquidität unterscheiden. Frühwarnindikatoren, wie zum Beispiel Hinweise auf niedrige Kassenbestände, und eine klare Eskalationsstrategie sind ebenfalls zentral.
2. Governance
Eine solide Governance-Struktur, die regelmäßig alle drei Verteidigungslinien einbezieht, ist grundlegend. Es wird empfohlen, ein Gremium einzurichten, das aktuelle Trends im Intraday-Liquiditätsrisiko diskutiert. Eine klare Eskalationsstruktur hilft, im Falle ungewöhnlicher Zahlungsvorgänge während des Tages schnell zu reagieren.
3. Prognosefähigkeiten
Banken sollten die Fähigkeit entwickeln, Intraday-Liquiditätsbedarfe genau zu prognostizieren. Dazu gehört das Identifizieren von zahlungsrelevanten Treibern sowie das tägliche Erstellen von Prognosen der erwarteten Cashflows. Moderne IT-gestützte Tools können hier Kurzfristprognosen unterstützen und Unsicherheiten der Projektionen aufzeigen.
4. Monitoring
Das Monitoring der Zahlungsflüsse in allen relevanten Währungen sollte in Echtzeit erfolgen. Banken benötigen Überwachungstools, die alle bekannten Ein- und Auszahlungen, deren Abwicklungsstatus sowie verfügbare liquide Mittel abbilden. Echtzeit-Alarmierungen helfen, potenzielle Liquiditätsengpässe frühzeitig zu erkennen.
5. Management von Auszahlungen
Eine Priorisierung unterschiedlicher Zahlungsarten ist notwendig, um sicherzustellen, dass zeitkritische Zahlungen stets pünktlich durchgeführt werden können. Dabei sollten auch systemische Liquiditätsüberlegungen, wie die Einhaltung von Durchleitungsrichtlinien, berücksichtigt werden.
6. Quellen der Liquidität
Es muss klar definiert werden, welche Liquiditätsquellen in normalen und gestressten Situationen geeignet sind, um den Intraday-Liquiditätsbedarf zu decken. Ein Minimum an liquiden Mitteln oder vorverpfändeten Aktiva sollte stets verfügbar sein. Die Verfügbarkeit dieser Mittel muss regelmäßig getestet werden.
7. Stresstests
Um auf Stresssituationen vorbereitet zu sein, sollen umfassende und konservative Stresstests durchgeführt werden. Dabei sollen separate Liquiditätspuffer für normale und gestresste Bedingungen berücksichtigt werden. Die Szenarien sollten extreme, aber plausible Situationen abdecken, einschließlich der schwersten historisch beobachteten Stressfälle.
Fazit
Die EZB hat mit den "Good Practices" zum Management von Intraday-Liquiditätsrisiken eine wichtige Orientierungshilfe für Banken entwickelt, um die Herausforderungen eines immer dynamischeren Zahlungsverkehrsumfelds zu bewältigen. Angesichts neuer Technologien wie 24/7 Instant Payments und kürzerer Abwicklungszyklen ist es entscheidend, dass Banken ein solides Rahmenwerk, starke Governance und zuverlässige Prognosen etablieren, um Intraday-Liquidität effektiv zu steuern.
Die Umsetzung dieser Praktiken – angepasst an das jeweilige Institut und seine spezifischen Anforderungen – ist von zentraler Bedeutung, um die kontinuierliche Zahlungsfähigkeit sicherzustellen und systemische Risiken zu minimieren. Gerade in Zeiten erhöhter Marktvolatilität zeigt sich, wie wichtig eine präzise Planung, Überwachung und schnelle Reaktion auf Liquiditätsentwicklungen sind. Diese „Good Practices“ bieten somit nicht nur Leitlinien für eine effektive Risikosteuerung, sondern tragen zur Stabilität des gesamten Finanzsystems bei.



