Österreichischer Bankensektor 2024: Stabil trotz wirtschaftlicher Herausforderungen
- Erika Leitgeb
- 13. Nov. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Der halbjährlich in englischer Sprache erscheinende Financial Stability Report der OeNB analysiert finanzstabilitätsrelevante Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld sowie Spezialthemen im Zusammenhang mit der Finanzstabilität.
Die österreichische Wirtschaft durchlebt aktuell keine einfache Zeit. Zum zweiten Mal in Folge befindet sich das Land in einer Rezession, und die Aussichten für 2025 versprechen keine schnelle Erholung. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Der österreichische Bankensektor zeigt sich erstaunlich robust und erwirtschaftet weiterhin beachtliche Gewinne.
Starke Gewinne trotz Gegenwind
Die Zahlen sprechen für sich: In der ersten Jahreshälfte 2024 verzeichnete der Bankensektor einen Gewinn von 7 Milliarden Euro – ein Ergebnis, das nur knapp unter dem Rekordniveau des Vorjahres liegt. Besonders bemerkenswert ist der Erfolg der österreichischen Tochterbanken in Zentral-, Ost- und Südosteuropa, die mit über 3 Milliarden Euro einen neuen Gewinnrekord aufstellten.
Wohnimmobilienkredite: Positive Entwicklung dank kluger Regulierung
Ein Lichtblick zeigt sich im Bereich der Wohnimmobilienkredite. Die aufsichtlichen Maßnahmen greifen: Über 80% der Neukredite werden nachhaltig vergeben, und die Zahl der problematischen Kredite bleibt gering. Erfreulich ist auch, dass der Anteil variabler Verzinsungen bei Neukrediten auf ein Fünftel gesunken ist – ein wichtiger Schritt zur Risikominimierung für Kreditnehmer.
Gewerbeimmobilien bereiten Sorgen
Während der Wohnimmobilienmarkt stabil bleibt, zeichnen sich im Gewerbeimmobiliensektor zunehmend Risiken ab. Der Anteil notleidender Kredite hat sich seit 2020 mehr als verdoppelt und liegt mittlerweile bei 5,5%. Als Reaktion darauf plant die Aufsicht die Einführung eines zusätzlichen Kapitalpuffers von 1% ab Mitte 2025.
Ausblick und Handlungsempfehlungen
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat klare Empfehlungen für die Zukunft formuliert:
Banken sollten ihre Kapitalbasis weiter stärken und bei Gewinnausschüttungen Zurückhaltung üben
Nachhaltige Vergabestandards bei Immobilienkrediten müssen gewährleistet bleiben
Eine vorausschauende Risikosteuerung ist unerlässlich
Investitionen in IT-Infrastruktur und Cybersicherheit sowie Maßnahmen zum Klimaschutz sollten verstärkt werden
Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zeigt sich der österreichische Bankensektor gut aufgestellt. Mit einer harten Kernkapitalquote von 17,7% – die sogar über dem europäischen Durchschnitt liegt – verfügen die Banken über ausreichend Puffer, um auch zukünftige Herausforderungen zu meistern. Die vorsichtige Regulierung und kluge Vorausplanung der vergangenen Jahre zahlen sich jetzt aus.