Kapitalmanagement im Fokus: Neue Erkenntnisse des Basler Ausschusses zur kurzfristigen Steuerung von Eigenkapital
- Erika Leitgeb
- 1. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht hat am 31. Juli 2025 das Working Paper Nr. 46 veröffentlicht. Im Zentrum steht eine wichtige Frage für Aufsicht und Praxis: Wie flexibel können Banken ihr hartes Kernkapital (CET1) im kurzfristigen Zeithorizont tatsächlich steuern - insbesondere in Krisenzeiten? Die Antwort des Berichts überrascht - und widerspricht einer weit verbreiteten Annahme.

Kernthema: Die Rolle des Bankmanagements bei kurzfristigen Kapitalanpassungen
Lange Zeit galt in der ökonomischen Forschung die These, dass das Eigenkapital von Banken kurzfristig weitgehend exogen ist - also kaum steuerbar. entsprechend wurde in Modellen unterstellt, dass Banken bei Stress oder neuen regulatorischen Anforderungen ihr Kapital nicht schnell anpassen können.
Das Working Paper Nr. 46 des Basler Ausschusses stellt diese Annahme nun fundiert in Frage.
Zentrale Ergebnisse
Basierend auf den Basel III-Monitoring-Daten zeigt die Analyse:
Banken reagieren aktiv auf Kapitalziele, Wachstumschancen und externe Herausforderungen - auch kurzfristig.
Die Kapitalquote ist nicht statisch, sondern wird durch die Maßnahmen des Managements gesteuert (z.B. Anpassung der Dividendenpolitik, Kapitalmaßnahmen, Änderungen in der Bilanzstruktur).
Diese aktive Steuerung ist insbesondere in Stressphasen zu beobachten.
Implikationen für Forschung und Regulierung
Die Studienlage, auf der viele regulatorische und akademische Modelle basieren, könnte die Anpassungsfähigkeit von Banken im kurzfristigen Zeithorizont unterschätzen. Daraus ergeben sich mehrere Folgerungen:
Regulierungsfolgenabschätzungen sollten stärker berücksichtigen, dass Banken auch kurzfristig auf neue Anforderungen reagieren können.
Stresstestszenarien könnten realistischer modelliert werden, wenn sie aktive Reaktionen der Banken antizipieren.
Auch aufsichtliche Bewertungen der Kapitalplanung gewinnen an Bedeutung, da sie ein entscheidendes Steuerungsinstrument selbst im kurzfristigen Rahmen darstellen.
Fazit
Der Bericht liefert einen wertvollen Inpuls für die Diskussion rund um Kapitalplanung, Stresstests und Risikosteuerung. Er zeigt: Banken sind nicht nur Getriebene, sondern können - auch kurzfristig - steuernd eingreifen. Für Aufsicht und Praxis ist das ein wichtiges Signal, bestehende Annahmen zu überdenken und die Rolle des Managements im Kapitalprozess stärker in den Fokus zu rücken.
💡Hinweis für kleinere Institute:
Auch wenn sich die Analyse auf große, global tätige Banken stützt ist das Ergebnis relevant für kleinere Institute: Eigenverantwortliches Kapitalmanagement kann auch bei begrenztem Instrumentarium eine Rolle spielen - z.B. durch gezielte Bilanzoptimierung oder restriktive Ausschüttungspolitik.
Quelle / Eckdaten
👉 Link zum Dokument | |
📅 Veröffentlichung | 30. Juli 2025 |
Art des Dokuments | Analysebericht |
Herausgeber | Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) |
Themen | Basel III, Kapitalsteuerung, Eigenkapital, Bankenaufsicht |
✅ Status | Working Paper (nicht rechtsverbindlich) |



