EBA-Leitlinien zu verhältnismäßigen Retail-Diversifizierungsmethoden
- Erika Leitgeb
- 12. Nov. 2024
- 2 Min. Lesezeit
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Art des Dokuments | Leitlinien |
Status | in Konsultation |
Veröffentlichung | 12. November 2024 |
Konsultationsfrist bis | 12. Februar 2025 |
Am 12. November 2024 hat die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) ein neues Konsultationspapier veröffentlicht, das Leitlinien zur verhältnismäßigen Diversifizierung von Retail-Pportfolios in Banken festlegt.
Warum die Diversifizierung von Retail-Portfolios wichtig ist
Die Diversifizierung von Retail-Portfolios ist ein zentrales Instrument des Risikomanagements für Banken. Ein diversifiziertes Portfolio reduziert das Risiko, dass einzelne große Kreditausfälle das gesamte Kreditrisiko der Bank erheblich verschlechtern. Die Basel III-Regeln verlangen, dass das Risiko innerhalb eines Portfolios angemessen verteilt wird, damit Retail-Kredite in den Genuss einer bevorzugten Risikogewichtung (75% statt 100%) kommen können.
Artikel 123(1) der CRR spezifiziert die Bedingungen, unter denen eine Forderung als Risikoposition aus dem Mengengeschäft gilt. Dazu gehören unter anderem die Anforderungen, dass der geschuldete Betrag an das Institut insgesamt 1 Mio. EUR nicht überschreiten darf, die einzelne Risikoposition eine von vielen Risikopositionen mit ähnlichen Merkmalen darstellt, sodass eine ausreichende Diversifizierung sichergestellt ist.
Genau hier setzt das neue Konsultationspapier der EBA an, indem es klar definiert, was eine angemessene Diversifizierung bedeutet.
Die Neuerungen im Überblick
Die neuen Leitlinien der EBA spezifizieren, wie Banken ihre Retail-Forderungen unter dem Standardansatz für Kreditrisiken als "ausreichend diversifiziert" einstufen können. Diese Leitlinien wurden entwickelt, um sicherzustellen, dass Banken eine bevorzugte Risikogewichtung von 75 % anwenden können, solange die Risiken innerhalb ihres Portfolios breit gestreut sind.
Die wichtigsten Neuerungen beinhalten:
Definition von großen Expositionen: Eine große Exposition ist definiert als eine Forderung, die mehr als 0,2 % des Gesamtwerts des Retailgeschäfts ausmacht. Diese Regel soll sicherstellen, dass einzelne Forderungen nicht unverhältnismäßig viel Risiko für die Bank bedeuten.
Grenze für große Expositionen: Institute mit weniger granularen Retailportfolios können dennoch eine bevorzugte Risikogewichtung erreichen, solange nicht mehr als 10% ihres Portfolios aus großen Expositionen besteht. Das bedeutet, dass eine gewisse Flexibilität gewährt wird, damit auch kleinere Banken mit konzentrierteren Portfolios profitieren können.
Proportionalitätsansatz: Insbesondere kleinere Banken haben oft weniger diversifizierte Portfolios als große Institute. Die neuen Leitlinien beinhalten daher einen proportionalen Ansatz, um den unterschiedlichen Größen und Strukturen der Banken Rechnung zu tragen. Kleinere Institute können einfacher bestimmte Anforderungen erfüllen und dennoch von einer bevorzugten Risikogewichtung profitieren.
Iterativer Ansatz zur Diversifizierung
Ein zentraler Punkt der neuen Leitlinien ist der sogenannte iterative Ansatz zur Diversifizierung. Banken müssen ihre Portfolios analysieren und ggf. Forderungen ausschließen, um die Diversifizierungsanforderungen zu erfüllen. Dieser Prozess kann so lange wiederholt werden, bis der geforderte Diversifizierungsgrad erreicht ist. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit eines alternativen, vereinfachten Ansatzes, bei dem die Berechnung nur einmal erfolgt, was für kleinere Banken weniger komplex ist.
Was bedeutet das für Banken in der Praxis?
Die neuen Leitlinien der EBA sollen sicherstellen, dass Banken eine solide Risikostreuung erreichen, ohne dabei unverhältnismäßigen Aufwand betreiben zu müssen. Besonders kleinere Banken, die ihre Expositionen oft auf wenige Kreditnehmer konzentrieren, erhalten durch die neuen Regeln mehr Flexibilität. Durch die Möglichkeit, große Expositionen teilweise auszuschließen, wird das Erreichen der bevorzugten Risikogewichtung erleichtert.
Für die Banken bedeutet dies in der Praxis, dass sie ihre bestehenden Methoden zur Beurteilung der Portfolio-Diversifizierung überprüfen und ggf. anpassen müssen, um die neuen Vorgaben zu erfüllen. Gleichzeitig müssen sie darüber nachdenken, wie sie mit den neuen Flexibilitäten umgehen, um möglicherweise Kapitalanforderungen zu optimieren.



