SupTech in der Geldwäsche-Aufsicht: Chancen und Herausforderungen für Banken
- Erika Leitgeb
- 13. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) hat am 12. August 2025 einen umfassenden Bericht über den Einsatz von SupTech-Tools in der Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsbekämpfung (AML/CFT) veröffentlicht. Der Bericht beleuchtet den aktuellen Stand technologiebasierter Aufsichtsinstrumente und deren Potenzial für die neue EU-AML/CFT-Rahmenregelung, die mit der Einrichtung der neuen Anti-Money Laundering Authority (AMLA) eine einheitlichere Aufsichtsführung anstrebt.

Was ist SupTech und warum wird es wichtiger?
Supervisory Technology (SupTech) bezeichnet technologiebasierte Innovationen, die Aufsichtsbehörden bei der Überwachung von Finanzinstituten unterstützen. Mit der neuen EU-AML/CFT-Rahmenregelung und der Schaffung von AMLA erhalten diese Technologien eine noch größere Bedeutung.
Die EBA-Umfrage von November 2024 unter 31 Aufsichtsbehörden aus 25 EU-Mitgliedstaaten zeigt:
60 SupTech-Projekte oder -Tools wurden bisher entwickelt
13 verschiedene Technologien kommen zum Einsatz (KI, Blockchain-Analytik, Natural Language Processing)
Die meisten Projekte wurden in den letzten drei Jahren gestartet
47% der Tools befinden sich bereits im produktiven Einsatz
Vorteile von SupTech für die AML/CFT-Aufsicht
Die praktischen Erfahrungen der Aufsichtsbehörden zeigen deutliche Verbesserungen in mehreren Bereichen. Besonders hervozuheben ist die verbesserte Datenqualität, da SupTech-Tools sowohl quantitative als auch qualitative Daten für die AML/CFT-Aufsicht optimieren können.
Die wichtigsten Nutzenaspekte umfassen:
Erweiterte Datenanalyse: KI-gestützte Risikobeurteilungs-Tools verbessern die Genauigkeit und Geschwindigkeit von Analysen
Operative Effizienz: Automatisierung wiederkehrender Aufgaben führt zu Ressourcenoptimierung
Verbesserte Zusammenarbeit: Einheitliche Datensammlung und -austausch zwischen Jurisdiktionen
Frühwarnsysteme: Rechtzeitige Erkennung neuer Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsrisiken
Ein praktisches Beispiel ist die Entwicklung eines Krypto-Transaktions-Überwachungstools durch eine Aufsichtsbehörde, das Blockchain-Analytik zur Analyse krypto-bezogener Risiken nutzt und die Aufsicht sowie Risikoeinstufung verfeinert.
Herausforderungen bei der Implementierung
Trotz der erkannten Vorteile fühlen sich die meisten Aufsichtsbehörden nur "mäßig vorbereitet" für die vollständige Umsetzung innovativer Technologien. Die Haupthindernisse sind vielschichtig und erfordern strukturierte Lösungsansätze.
Die größten Herausforderungen betreffen:
Datenqualität und -governance: Veraltete, fragmentierte oder unvollständige Datenquellen können die Genauigkeit von SupTech-gestützten Risikobewertungen beeinträchtigen
Ressourcenallokation: Erhebliche Investitionen in Personal und technische Infrastruktur erforderlich
Rechtsunsicherheiten: Unklare Anwendung von Datenschutzbestimmungen bei großen Datensätzen
Operative Risiken: Systemausfälle, Fehlinterpretationen oder undurchsichtige Algorithmen können das Vertrauen untergraben
Verantwortlichkeit: Schwierigkeiten bei der Nachvollziehbarkeit algorithmusbasierter Entscheidungen
Erfolgsfaktoren und bewährte Praktiken
Die EBA identifiziert mehrere Schlüsselstrategien, die über Erfolg oder Misserfolg von SupTech-Initiativen entscheiden können. Change Management steht dabei an vorderster Stelle, da die Förderungen einer "digital-first" Kultur durch Training, Workshops und Führungsunterstützung entscheidend für die erfolgreiche Integration ist.
Daten- und Technologiestrategie:
Robuste Data-Governance-Frameworks für Datengenauigkeit und -vollständigkeit
Standardisierung von Datenformaten zur Verbesserung der Interoperabilität
Synthetische Datengenerierung zum Schutz der Privatsphäre bei KI-Training
Kontinuierliche Bewertung durch klare Leistungsmetriken
Aufsichtsstrategie:
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit durch sichere Datenaustauschplattformen
Bedarfsorientierter Ansatz: SupTech nur zur Lösung konkreter Aufsichtsprobleme einsetzen
Testumgebungen für die gemeinsame Entwicklung neuer Tools mit Technologieanbietern und beaufsichtigten Instituten
Ausblick: AMLA als Katalysator
Die neue Anti-Money Laundering Authority (AMLA) wird eine zentrale Rolle bei der Koordinierung und Standardisierung von SupTech-Lösungen spielen. Dies bietet besonders für kleinere Institute Chancen, da gemeinsame Lösungen kostengünstiger und effektiver sein können als isolierte Eigenentwicklungen.
Die Zukunft der AML/CFT-Aufsicht in der EU hängt von der erfolgreichen Integration von SupTech ab, um Behörden dabei zu helfen, aufkommenden Risiken der Finanzkriminalität einen Schritt voraus zu bleiben.
💡 Hinweis für Banken:
Als kleine oder nicht-komplexe Banken sollten Sie sich frühzeitig über die Entwicklungen im SupTech-Bereich informieren und prüfen, welche standardisierten Lösungen künftig verfügbar werden. Die Teilnahme an Brancheninitiativen und der Dialog mit der Aufsicht können dabei helfen, von gemeinsamen Entwicklungen zu profitieren, anstatt teure Eigenentwicklungen anzustreben. Investieren Sie zudem in die digitale Kompetenz Ihrer Mitarbeiter, da dies für die erfolgreiche Nutzung zukünftiger SupTech-Tools entscheidend sein wird.
Quelle / Eckdaten
👉 Link zum Dokument | |
Referenz | EBA/Rep/2025/23 |
📅 Veröffentlichung | 12. August 2025 |
Art des Dokuments | Bericht |
Herausgeber | Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) |
⚖️ Rechtsgrundlage | AML-Verordnung (EU) 2024/1624, 6. AML-Richtlinie (EU) 2024/1640 |
Adressaten | Aufsichtsbehörden, Finanzinstitute |
✅ Status | Bericht |
📅 Datum Erstanwendung | Nicht zutreffend (Bericht) |



